Lisa´s Lebensgeschichte » (1) Grottengraben

Endlich meinen erstes Kapitel. Ich hoffe es ist gut zu verstehen! :D
Das blaue ist die Vergangenheit, nur so zur Info.
Viel Spaß beim Lesen und ich hoffe es gefällt euch!
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Auf Zehenspitzen tappte ich zur Tür, öffnete sie und erschrak bei dem lautem Schnarcher, den mein Vater von der Couch losließ. Armer Papa, er sollte eigentlich genau darauf aufpassen, dass das, was ich im Sinn hatte, nicht passierte und doch war er bei der Wache um die Haustür eingeschlafen.

Ich schlich hinaus, grabschte in der letzten Sekunde nach meinem Schlüssel, zog die Tür hinter mir zu und lief hinaus in die Dunkelheit zu einem der Treffen, vor denen meine Eltern eine solche Angst hatten. Heute war es ein Gothic-Treffen auf dem Friedhof und ich durfte vorlesen aus unserem geheiligtem Buch, der 'Vampir-Tod-Bibel'.
Ich glaubte fest daran, dass es Vampire gab und umklammerte die Knoblauchzolle, die ich immer bei mir trug, und auch das Eisenkraut, das mir jemand aus der Gruppe geschenkt hatte, fest. So bewaffnet trat ich in den 'Finsteren Wald' hinein.

Da es kurz auf Mitternacht zuging und es Mondfinsternis war, sah ich kein einziges Licht am Himmel strahlen. Gänsehaut kroch mir an den Armen hoch und ich fühlte mich beobachtet. Tap, tap, tap – knister. Erschrocken hielt ich inne. Das Tap war von mir, aber von wem war das Knister?

„Hallo? Ist da wer?“ Natürlich war da niemand.. Schnell eilte ich weiter auf den Friedhof zu. Der Friedhof hieß 'Grottengraben' – ein absolut passender Name für den ältesten Friedhof in der Umgebung. „Lisa? Bist du es? Ich bin's Nicolaus.“, wisperte eine Stimme aus dem Dunklen.

Stimmt, der Neue. Er war neu in der Stadt, sah verdammt gut aus und war ein wenig unheimlich. Als ich gestern seit langer Zeit mal wieder in der Schule war, saß er auf meinem Platz. Einfach so, als wäre es sein angeborenes Recht auf meinem Platz zu sitzen. Das hätte er bei jedem Mädel auf der Schule machen können, sie hätten sich einen neuen Platz gesucht und das wärs gewesen. Unglücklicherweise war es mein Platz von Anfang an gewesen und ich wollte ihn nicht auf geben.

„Tschuldigung? Du sitzt auf meinem Platz. Such dir einen Neuen!“ Das war nicht ganz freundlich gewesen, aber ich war nie gut gelaunt, wenn ich zur Schule ging. „Dann setze ich mich neben dich. Neben dir ist doch noch frei, nicht wahr?“

Und jetzt wollte er mir auch noch meine Privatsphäre klauen. Wie sollte ich die zukünftigen Tage in der Schule ohne I-Pod und Handy überleben? Genervt verdrehte ich die Augen. „Meinetwegen, wenns dir Spaß macht.“ Na toll, mein Leben war versaut. Ich musste einen Tag lang in der Schule aufpassen. Doch das war nicht alles. Alle Mädchen in der Klasse standen auf den 'neuen Hottie-Boy' und sie wünschten sich an meinen Platz. Deswegen wurde ich den ganzen Tag lang mit eifersüchtigen Blicken genervt. Ich konnte doch nichts dafür, dass ich neben ihm sitzen musste, doch ich wollte meinen Platz in der letzten Reihe nicht gegen einen in der ersten umtauschen.

Ich hatte den Tag damals verflucht und fühlte mich vom Pech verfolgt, denn offenbar steht der Hottie-Boy auf mich und nicht auf School-Queen Jennifer. Deswegen hassen mich jetzt alle Mädels von der Schule. Ich gehöre zwar zu der Außenseiterseite, aber das verhindert nicht, dass ich aussehe wie ein Topmodel unter den Topmodels. Jetzt werden wir von der ganzen Schule Hottie-Boy und Freak genannt, denn seither hängt Nicolaus bei uns am Tisch ab, sehr zu meinem Missfallen. Meine Freunde akzeptierten ihn schnell, aber ich hatte noch meine Zweifel über ihn.

„Mhmm.“, murrte ich leise. „Warte mal kurz, ich komm zu dir!“, sagte Nicolaus. 'Viel Spaß dabei', dachte ich mir. Auf einmal stand er dann neben mir. Ich hatte mich erschrocken, wollte es ihn aber nicht zeigen. Offensichtlich wollte Nicolaus mit mir Konversation betreiben, denn er fragte mich: „Was ist das heutige Thema?“ „Vampir-Tod. Ich lese.“ Er gluckste. Wie bescheuert das Geräusch doch klang. Am Liebsten würde ich ihm einen Pfahl in das Herz rammen, aber das funktionierte nur bei Vampiren.

Ich beeilte mich nun umso mehr zum Friedhof zukommen, dann bin ich ihn nämlich los. „ Haben deine Eltern eigentlich nichts dagegen, dass du alleine um Mitternacht durch den Wald zu dem Friedhof gehst?“, fragte er mich angespannt. „Was denkst du denn? Natürlich haben sie was dagegen, aber ich lasse mich doch nicht von denen aufhalten.“ Er lachte. Ich lachte dreckig. „Und deine?“ Er hörte auf zu lachen. „Ich habe keine mehr. Sie sind vor langer Zeit gestorben.“ Das gibt einen Mitleidspunkt für ihn. „Sorry“, murmelte ich in meinen nicht vorhandenen Bart.

Bald hatten wir die Pforte erreicht. Ich war vollkommen außer Atem, ich hatte mich so beeilt von Nicolaus wegzukommen, dass ich beinahe gelaufen wäre. Nicolaus hingegen schien das gar nichts ausgemacht zu haben. „Bist du eigentlich nie außer Atem?!“ Er war weder nach Sport außer Atem noch irgendwann einmal. Es war komisch. „Hab ne gute Kondition.“, lachte er. „Neidisch?“ Ich schüttelte den Kopf. Ich fing an ihn zu mögen und das machte mir Angst.

Er hielt mir das Friedhofstor auf. Die andern waren schon da und hatten die Kerzen auf den Gräbern verteilt. „Hallo“, murmelten wir einander zu. „Lasst uns anfangen.“Ich blickte in den Kreis der sich gebildet hatte. Alle waren da. Cora hielt mir die Vampir-Tod-Bibel hin. Ich ergriff sie und schlug das heutige Thema auf.

Ein Blatt fiel auf den Boden. Darauf stand: „Ich bin unter euch. Vampir.“