[...] Nachdem wir entschieden hatten das wir für heute aufhören würden, da es schon begann hell zu werden, brachte Kat Miri "nach Hause" und ich führte Gun zurück zum Stall.
„Wieso hatte sie Angst? Ich bin doch kein wilder Hengst, ich bin ein Schmusepferdchen." fragte Gun bedrückt.
„Sie hatte Angst um DICH, Gun. Sie hatte Angst das sie dich jeden Moment aufschlitzen würde, vorallem sieht sie dich nicht als Schmusepferd an, sondern als wertvolles, erfolgreiches Rennpferd, dessen Verlust sehr schade wäre." erklärte ich ihm.
Daraufhin erwiderte er nichts mehr.
Ich nahm ihm im Stall die Trense ab und führte in auf die Weide zu Shine & New York.
„New York, komm her!" rief ich ihm zu.
Der große schwarze Hengst hob seinen wunderschönen Kopf aus dem Gras und schaute mich aus fast schwarzen Augen an.
Dann schwebte er federleicht über das feuchte, nebelige Gras auf mich zu.
Erstaunt betrachtete ich seine sauberen Gänge, die vor einigen Wochen ungleichmäßig und schmerzvoll waren.
In perfekter Haltung blieb er vor mir stehen.
„Hast du Lust eine Runde auszureiten?" gespannt sah ich ihn an.
„Jaaa derbz gerne!" Plötzlich galoppierte er aus dem stand an und buckelte über die ganze Koppel, bis er schlitternd vor mir zum Stehen kam. Ich dachte nur Krass.
Seine Augen leuchteten auf:„Wann gehts los?" fragte er ungeduldig.
Ohne ein weiteres Wort hakte ich den Führstrick in das Halfter ein und führte ihn zum Stall der aktiven Rennpferde, wo bereits der Betrieb zum Leben erwacht war.
Als ich den Stall betrat kamen mir viele "Guten Morgen" Grüße entgegen, die ich natürlich erwiderte.
„Was hast du heute vor?"
Wo war Mel plötzlich hergekommen?
„Hi Mel. Ich hatte vor eine kleine Runde mit New York zu drehen, und eigentlich wollte ich noch die beiden Jungstuten trainieren, aber Shine braucht auch noch seine Bewegung, also wird das heute wohl nichts." gab ich zu.
„Ich könnte doch Shine für dich reiten, dann könnten wir zusammen ausreiten." schlug Mel vor.
„Das würdest du machen? Toll." sichtlich erfreut drückte ich ihr Shine's Führstrick in die Hand und fischte mir eine Bürste aus dem Putzkasten. In langsamen Strichen fuhr ich über das glänzende Fell des gigantischen Rappens.
Nach 10 Minuten standen wir startbereit vor dem Stall, und waren gerade beim Nachgurten.
Mit einer kurzen Geschmeidigen Bewegung glitt ich in den Sattel.
Kinnlade hoch, Mel.
Im Gegensatz zu mir musste Mel sich in den Sattel hieven, landetete aber trotzdem Geschmeidig im Sattel.
„Wo reiten wir lang?" fragte Mel.
„Keine Ahnung, ich dachte du könntest eine kleine Strecke auswählen ...?" fragte ich.
„Okay, mir nach."
Wir ritten durch einen kleinen, gemütlich Wald, durch dessen Mitte ein kleiner Bach floss.
„Es ist wunderschön hier." gab ich zu, völlig überwältigt von der Landschaft.
„Ja, das finde ich auch. Ich bin echt froh das ich nicht mehr in New York wohne..." fing sie an.
Ich fragte natürlich sofort nach, und sie erzählte mir über den schrecklichen Tod ihres damaligen Lieblingspferdes Milky Way, der in der Reitschule Clarebrook gestanden hatte. Das alles fing damit an das ihr damalige Freundin Anyslee die Idee hatte einen Mitternachtsausritt zu machen, und das wollte Mel sich nicht entgehen lassen. Als sie dann die Straße zum Central Park überqueren wollten, geriet Milky Way auf so eine Platte und rutschte vor ein Taxi. Das war dann der Tod von Mily Way gewesen, und ihr völlig verzweifelter, und viel beschäftigter Vater hatte sie die Sommerferien auf Whitebrook verbringen lassen. Danach wollte sie nie wieder weg, auch wenn ihr Vater versucht hatte sie zurückzuholen. Letztendlich bekamen Aileen und ihr Ehemann Mike das Sorgerecht für Melanie, und seitdem lebte sie fest auf Whitebrook.
„Du hast echt Glück das du auf diesem wunderbaren Gestüt leben kannst. Ich habe zwar ein richtiges Zuhause, aber das ist in England bzw. Cambridge." Ich seufzte schwer.
„Du kannst doch hierher ziehen. Ian und Beth haben schon seit langem 2 Zimmer frei ..." informierte sie mich.
„Ich werde es mir überlegen. Wollen wir traben?" fragte ich.
„Ja klar."
Wir trabten lange schweigend bis zum Gestüt, bis Melanie das Schweigen brach:„Shine ist wunderbar zu reiten."
„Wenn du möchtest kannst du ihn ja jeden Morgen reiten, dann können wir immer zusammen Ausreiten, das ist gut zum Muskelaufbau für New York." schlug ich vor.
„Ja, klar!" grinste Melanie.
So lief das jeden Morgen ab und ich hatte immer noch viel Zeit um Gun, Honor und Joy zu trainieren.
Die beiden Jungstuten waren voll derbz krass (So findet New York sie).
Beide hatten geschmeidige, schnell Bewegungen, und einen lieben Charakter.
Aber voralledem liefen sie mit mir einen Bahnrekord nach dem anderen, und Gun wurde ebenfalls viel besser.
Und mit jedem Tag wuchs meine Nervosität, da das Kentucky Derby immer näher rückte.
Vorallem aber hatte ich den höchsten Respekt und Angst vor Christina und Stern. Gun und Stern liefen beide nahezu gleichgut, was mich sehr beunruhigte. Aber den Gedanken an die beiden schob ich immer sehr schnell beiseite und konzentrierte mich immer mehr auf's Training.

1 Woche später saß ich vor Nervosität überlaufend im Jockeyraum und beobachtete desinterssiert die vorigen Rennen auf dem Fernseher. Dann wurden die Jockeys vom Kentucky Derby zum wiegen aufgerufen.
Cool bleiben, Nadine.
Ich folgte den anderen Jockeys auf den Sattelplatz wo die Wage bereits stand.
Der Vorgang verlief schnell und schon bald mussten wir zum Führring gehen.
Bevor ich die Bahn betreten konnte zog mich etwas zurück.
„Viel Glück, Kentucky Star" Marcel hauchte mir einen Kuss auf die Wange und ließ mich wieder gehen.
Plötzlich fiel eine große Last von mir und ich ging selbstbewusst zum Führring.
Wir gewinnen dieses Rennen!
Ich entdeckte Gun mit der Startnummer 3.
Ein nervöser Trainer hielt das Pferd fest und wartete angespannt auf mich.
Schnell hob ermich in den Sattel und sagte:„Heute wird sich hoffentlich zeigen, was noch alles in ihm steckt. Genieße das Rennen, wer weiß wann du nocheinmal so ein Rennen reitest."
Leise fügte er hinzu:„Genieße es vorallem ein letztes Mal mit ihm."
Ich sollte es wohl nicht hören, aber es war zu spät.
Was sollte das heißen, ein letztes mal mit ihm?
Ich erstarrte zu Eis, wra zu keiner Bewegung mehr Fähig.
Jetzt reiß dich zusammen! Und selbst wenn es euer letztes Rennen zusammen ist, aus welchem Grund auch immer, genieße es und gewinne es !

Ahhh Fast Gun.... schade das er verkauft wird...aber schön geschrieben. außerdem darf ja nicht die ganze Zeit alles happy sein.